Frankfurt (BoerseGo.de) - An den Finanzmärkten der Welt tickt jetzt wieder die Uhr: Punkt 20:15 Uhr MEZ ist der Zinsbeschluss der US-Notenbank fällig. Die Angst, dass die Fed heute Abend zwar ihren Leitzins unverändert lässt, aber für die kommenden Monate eine verschärfte Geldpolitik signalisiert, ist laut Bloomberg wieder abgeflaut. Glaubt man der Agentur, wetten die Investoren jetzt darauf, dass Fed-Chef Ben Bernanke, soeben vom Time Magazin zur Person des Jahres gewählt, zwar von einer Beschleunigung des US-Wachstums berichtet, aber gleichzeitig gelobt, den Zins für eine längere Periode noch bei Null zu belassen.

Daher hat sich auch der Gegenwind des Dollars wieder gelegt. Kurz vor dem Zinsentscheid gab der Greenback jedenfalls wieder leicht nach. In den vergangenen Monaten bewegten sich die US-Valuta und die Aktienmärkte meistens gegensätzlich.

Schub bekamen die Aktienmärkte heute auch durch Meldungen, dass die befürchtete Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften für die Banken, die derzeit noch die Kreditvergabe bremst, wohl behutsamer angegangen wird. Laut Bloomberg sollten die angestrebten Verschärfungen, etwa eine Anhebung der Eigenkapitaldeckung für ausgegebene Kredite, nicht vor 2012 oder 2013 durchgesetzt werden. Damit würde der Weg frei für die Finanzierung der Fortsetzungen des bisherigen Konjunkturaufschwungs.

Positiv nehmen die Aktienmärkte auch die heutigen Konjunkturdaten auf. Die US-Baubeginne und Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser zogen im November kräftig an. Die Kernrate der Verbraucherpreise, also ohne das volatile Öl, blieb unverändert und dämpfte damit wieder die von gestrigen gestiegenen Erzeugerpreisen geweckten Inflationsängste. Bereits heute früh signalisierten diverse Einkaufsmanagerindizes, dass Industrie & Dienstleistungen in Deutschland sowie der restlichen Eurozone im Dezember ihr Wachstum beschleunigten.


Der deutsche Aktienmarkt folgte wieder den Wall Street Barometern Dow Jones & S&P 500, die sich an ihren 14-Monats-Hochs entlang hangeln.

Der Xetra-DAX schloss heute mit einem Tagesgewinn von 1,58 Prozent auf 5.903 Punkten - ebenfalls ein 14-Monatshoch.

 

Kreditbremse gelockert


Das Gros der Blue Chips fuhr heute wieder stramme Gewinne ein. Die Top-Positionen gingen an die Banken. Sowohl die Commerzbank als auch die Deutsche Bank zogen deutlich an. Dort regte die angebliche Verschiebung der kreditbremsenden Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften an.  Der deutsche Branchenführer erwartet jetzt bis 2011 einen Eigenkapitalbedarf von 5 Mrd. Euro. Dafür sei keine Kapitalerhöhung nötig, hieß es. Die Mittel könnten durch einbehaltene Gewinne, den Abbau von Risikopositionen sowie Anleiheemissionen aufgebracht werden.


Infineon fuhr ebenfalls einen satten Tagesgewinn ein und schloss auf Platz 3. Der Münchener Chipkonzern folgte damit seinen US-Artgenossen, die heute an der Wall Street wieder die Rally anführten. Der globale Aufschwung dürfte auch die Nachfrage nach Halbleitern wieder ankurbeln.

SAP schloss auf Platz 4. Dort gab es ein Upgrade durch einen US-Broker.
ThyssenKrupp schloss sich dem Spitzen-Quinett an. Der konjunktursensible Zykliker zählt zu den größten Gewinnern des globalen Aufschwungs, der sich anscheinend jetzt beschleunigt.

Der Flop des Tages war Metro. Dort flauen wohl die Hoffnungen auf Gewinne aus einer angeblichen Karstadt-Übernahme ab. Bei Linde setzen sich die gestrigen Gewinnmitnahmen fort. Wenig gefragt war auch der sonst so beliebte Düngemittelhersteller K+S.


Der Top des MDAX hieß Sky Deutschland. Der Pay-TV-Anbieter wurde bei Nomura auf „Buy“ befördert. Platz 2 ging an Tui. Der Mischkonzern (Reisen, Container-Schifffahrt) wurde bei Cheuvreux von "Underperform" auf "Outperform" aufgewertet. Die Aareal Bank profitierte wohl auch von der angeblichen Entschärfung der Kreditbremsen.


Der Top des TecDax war Dialog Semiconductor, wohl ebenfalls im Sog der Chip-Rally an der Wall Street.  Gekauft wurden auch Manz Automation und United Internet.

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